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Geistige Klarheit und Meditation als Weg aus dem Gefängnis des Stresses

Meditation ermöglicht es, klar zu werden und hilfreiche Entscheidungen zu treffen. Das eigene Wohlbefinden wie auch Handlungen zum Wohle aller entstehen aus einer ganzheitlichen Lebensweise, welche Meditierenden zugänglich wird.

Geistige Klarheit als Weg aus dem Gefängnis

Sobald die dem Stress zugrunde liegenden Gefühle angeschaut werden, können wir ihren Wirklichkeitsbezug adäquater einschätzen. Dadurch verlieren sie ihre Bedrohlichkeit. Wir werden fähig zu wählen, ob und wie wir ihnen folgen. An die Stelle der unbewussten, gewohnheitsmässigen Muster können wir bewusst gewählte Verhaltensweisen setzen, welche für uns und andere hilfreich sind.
Inkongruente Verhaltensweisen, welche lediglich einen Charakterpanzer darstellten, nicht jedoch mit unserem inneren Erleben übereinstimmen, werden ersetzt durch echten Kontakt unseres Inneren mit der Aussenwelt. Die Spannung zwischen innerer Befindlichkeit und nach aussen projizierter Persona schwindet, weshalb das Leiden abnimmt.
Diese künstlichen, nicht zu unserer Essenz gehörenden Schichten behindern den eigentlich göttlichen Kern von uns. Indem sie abgetragen werden, kann dieser wieder seine eigentliche Kraft fliessen lassen. Das Leben wird dadurch viel weniger anstrengend, weil die Bande der Vergangenheit, welche uns konditioniert haben, wegfallen und Raum geben für freie Bewegung.
Zu Beginn wird das als Unordnung wahrgenommen, weil die gewohnten Abläufe wegfallen. Unsere Mitmenschen werden teilweise irritiert sein, weil wir ungewohnt agieren.
Nun ist der Zeitpunkt gekommen, die eigene, neue Realität zu kreieren.

Meditation als Weg aus dem Gefängnis

Meditation kann als liebevolles Anerkennen all der vorhandenen Anteile meiner selbst und meiner Mitwelt beschrieben werden, ohne dass man sich in sie verstrickt. Anstatt gefangen zu sein von Vorgängen, Gedanken und Gefühlen, werde ich zum Zeugen dieser Vorgänge und wähle bewusst, auf welche Art ich mich engagiere.

Lass ruhen in tiefem natürlichen Frieden diesen erschöpften Geist,
hilflos geschlagen von Karma und neurotischen Gedanken,
wie die unbarmherzige Gewalt der wütenden Wogen im unendlichen Ozean des Samsara.
Ruhe in tiefem natürlichen Frieden.
Nyoshul Khenpo Rinpoche

Dadurch steht uns Energie zur freien Verfügung, welche bisher in der Aussenwelt (Dinge, Personen, Aktivitäten) wie auch in den Geschichten, welche wir darüber erzählen, gefangen war. Das kann als Weite erlebt werden, in der ein grenzenloses Potential zur Ausgestaltung der Wirklichkeit liegt. Aus diesem Raum ist Entwicklung möglich, wie wir sie uns mental nicht vorstellen können – Unerwartetes und damit Neues tritt in unser Leben.
In einer ganzheitlichen Meditation streben wir an, alle Aspekte der Wirklichkeit von der materiellen, über die emotionalen und mentalen bis zu den feinstofflichen Ebenen wahrzunehmen. Bildhaft kann dies als Verwurzelung in der Erde und Anbindung an den Himmel bezeichnet werden und widerspiegelt sich in der Form eines Baums mit Wurzel, Stamm und Krone.

Baum

Wir brechen die Bindung zu den altbekannten Personen, Situationen und insbesondere zu unseren Geschichten darüber auf, weil sie nur dazu geführt haben, dass immer wieder das Gleiche passiert. Wir hören bewusst auf, die immer gleichen unbewussten Programme abzuspielen und werden uns anstelle davon klar, wie wir unseren Tag gestalten wollen. Diese neue Art des Umgangs mit dem Leben löst andere Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen aus, welche Gene entsprechend an- und abschalten und zu anderen Proteinkombinationen führt. Der Körper findet so in einen neuen Zustand von kraftvoller Balance.

Wie Meditation im Gehirn wirkt

Echte Meditation führt dazu, dass der Frontallappen des Gehirns uns abschirmt von inneren und äusseren Ablenkungen: Die Motorik wird beruhigt, was zu muskulärer Entspannung führt. Emotionen und kreisende Gedanken reduzieren sich, um Raum für Stille zu geben. Die Verschwendung von Energie für die Konstruktion unseres Charakterpanzers nimmt ab, was wir als Erholung erleben.
Der Scheitellappen, welcher wichtig ist für die Einordnung von Zeit und Raum, wird beruhigt, was zu Entspannung in Bezug auf diese Bereiche unserer Empfindung erzeugt.
Der visuelle Kortex, der uns häufig nach aussen zieht und bewertende Aktivitäten im Hirn auslöst, wird beruhigt.
Der Temporallappen, welcher sich einerseits mit dem Hören und andererseits mit Erinnerungen über unser Sein (unser bisheriges Selbst) beschäftigt, wird ebenfalls beruhigt.
In diesem Zustand von erhöhter Ruhe und Stille, ist es möglich sich den wesentlichen Fragen über unser Leben zuzuwenden: Man kann sie als unsere Herzensangelegenheiten bezeichnen. Dort beschäftigen wir uns mit Fragen der Liebe, des Mitgefühls, der Mitfreude und Zentriertheit, welche uns von extremen Gedanken und Verhaltensweisen abhalten.

Gestern war ich schlau und wollte die Welt verändern.
Heute bin ich weise und verändere mich selbst.
Rumi

Bedeutung unterschiedlicher Hirnwellen

Das Hirn kreiert auf unterschiedliche Arten Bedeutung zwischen inneren und äusseren Erfahrungen. Dabei sind unterschiedliche Frequenzen zu beobachten:

Gamma-Wellen (100 – 38 Hz): ausgezeichnete Vernetzung verschiedener Hirnareale
physische und psychische Höchstleistungen
ausgezeichneter Fokus und hohe Konzentration
mystische und transzendente Erfahrungen im Bereich von 40 Hz während der Meditation

Beta-Wellen (38 – 15 Hz)
hoch: genervt, Notfallmodus, neurotisch - unmöglich Neues zu lernen
mittel: konzentriert aufmerksam
tief: entspannt aufmerksam

Alpha-Wellen (14 – 8 Hz)
Innere Welt wird vordergründig - Vorstellungswelt und Tagträumen helfen bei der Integration von Eindrücken aus tieferen Frequenzen

Theta-Wellen (7 – 4 Hz)
Unterbewusste Inhalte, Spiritualität, zugänglich in tiefer Meditation, Träumen

Delta-Wellen (3 – 0.5 Hz)
Tiefschlaf; in Kombination mit anderen höheren Hirnfrequenzen intuitive Aufmerksamkeit

Die 6 ersten Lebensjahre erfährt ein Kind normalerweise im Delta- und Theta-Zustand und nimmt alles unhinterfragt als Realität.
Von 6-12 herrscht der Alpha-Zustand vor. Erste mentale Konzepte werden auf Grund von Erfahrungen entwickelt und in abstraktes analytisches Denken umgewandelt. Das Kind lebt vorwiegend in seiner Vorstellungswelt.
Die Erfahrungen der ersten Lebensjahre produzieren deshalb unsere unbewussten Gewohnheiten und Verhaltensweisen.
Zwischen 6 und 9 entwickelt sich der analytische Geist, welcher einen Filter zwischen bewusstem und unbewusstem Teil unserer Psyche einbaut.
Der bewusste Teil entspricht rund 5% unserer psychischen Kapazität und besteht vorwiegend aus logischen und analytischen Vorgängen, dem Willen und Glaubenssätzen. Dabei geht es um Fragen wie "gut" und "schlecht" beziehungsweise "falsch" und "richtig" und alle weiteren dualen Paare in unserem Erleben. Diese sind ein Ausdruck unseres Egos. Seine Aufgabe ist das Beschützen seiner Sicherheit.

Die Auswirkung von Stress auf die Hirnwellen

Wenn unsere Psyche ins hohe Beta geht, wird unser Denken zum Röhrenblick. Auch ungefährliche Aspekte der Welt werden dann als bedrohlich eingeschätzt und entsprechende Verhaltensweisen entstehen daraus: Egoismus, chronische Angstzustände, Neurosen und Psychosen sowie deregulierte Körpersysteme. Die Verbindung zu anderen Bereichen der Wirklichkeit wird eingeschränkt oder geht sogar ganz verloren.
Dauerstress hält das Hirn im hohen Beta-Zustand. Die Stress-Hormone führen dazu, dass sich Hirnbereiche abschotten und nicht mehr untereinander kommunizieren. Folge davon sind egoistisches Verhalten und eine völlig eingeschränkte Sichtweise auf einzelne Aspekte des Gesamtbildes. Der Fokus richtet sich überdimensioniert auf einzelne Probleme, was das Stressempfinden weiter verschärft und so zu einem sich selbst verstärkenden Teufelskreis führt.
Die negativ bewertende Analyse der eigenen Probleme verstärkt den hohen Beta-Zustand weiter. Das Leben sieht ausweglos schlecht aus. Es ist kaum mehr möglich, äussere Inputs anzunehmen oder in Tat umzusetzen. Solche Personen suggerieren sich zerstörerische Gedanken und Gefühle.
Andauerndes hohes Beta zeigt sich im EEG als ein zusammenhangsloses Muster - der unter normalen Umständen kohärente Grundrhythmus ist abhanden gekommen. Das Hirn sendet diese dysfunktionalen Informationen an andere Körpersysteme wie zum Beispiel die Verdauung, das Herz-Kreislaufsystem, das Immunsystem und wirft sie damit aus dem Gleichgewicht. Solche Menschen fallen aus ihrer Mitte und zeigen dysfunktionale Symptome in unterschiedlichen Bereichen ihres Seins.

Der Sinn von meditativen Zuständen

Wenn ein Mensch sich auch des Raumes bewusst wird, der ihn umgibt, bewegt sich sein Hirn mehr und mehr in den Alpha Zustand, in dem weniger gedacht und analysiert, dafür mehr wahrgenommen und gefühlt wird. Der Rhythmus verlangsamt sich, die Wellen finden zu ihrer natürlichen Ordnung zurück und die abgetrennten Hirnareale kommunizieren wieder miteinander. Dies wird als ein kohärentes Selbstgefühl wahrgenommen. Das wiederum balanciert die einzelnen Körpersysteme aus und ermöglicht eine Funktion gemäss ihren natürlichen Möglichkeiten.
Der Sinn von meditativen Zuständen liegt darin, durch die Beruhigung von übermässigen Anspannungen den Bereich des Unbewussten besser zuzulassen und sich dessen Inhalten gewahr zu werden.
Negative Konzepte des Selbst können so losgelassen und durch adäquate ersetzt werden. Dysfunktionalen Glaubenssätze und Verhaltensweisen werden durch Offenheit und Freiheit ersetzt. Bisher nicht wahrgenommene Zugänge zum Leben kommen zu Bewusstsein und ermöglichen Kreativität und Wachstum. In diesem Zustand verliert sich das Gefühl, ein Opfer zu sein und wird ersetzt durch kreative Selbstverantwortung.
Meditation ermöglicht tieferes Wahrnehmen und Spüren. Deren Verhältnis zum analytischen Geist kommt so in ein sinnvolles Gleichgewicht. Die Hirnwellen wandeln sich von Beta zu Alpha und durch weiteres Loslassen zu Theta. Kohärent organisierte Alpha-Wellen reorganisieren alle Körpersysteme, was als Entspannung wahrnehmbar ist und sich positiv auf unsere Gesundheit auswirkt.
In tiefer Meditation erleben wir, dass sich die Dualität in den non-dualen Raum auflöst. Die Täuschung der im Alltag wahrgenommene Trennung zwischen ich und anderen existiert dort nicht. In diesem Zustand sind wir liebevoll, verständnisvoll, hilfsbereit und voller Energie. Dieser Zustand entspricht dem ursprünglichen Zustand unseres Seins.